Rudolf Steiner um 1905, Quelle Wikipedia

Rudolf Steiner um 1905, Quelle Wikipedia

Biologisch-dynamische Landwirtschaft umfasst Landbau, Viehzucht, Saatgutproduktion und Landschaftspflege nach anthroposophischen Grundsätzen. Produkte werden unter der Marke Demeter vertrieben. Den Anstoß für die biodynamische Bewirtschaftung hat Rudolf Steiner mit seiner Vortragsreihe „Landwirtschaftlicher Kurs“ gegeben, die 1924 startete. Schon zu Lebzeiten Steiners diskutierte man seine Sichtweisen kontrovers. Streitfragen waren vor allem die proklamierte Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie. Zu seinen Themen gehörten das „Zusammenleben von Erde und Kosmos“ und die „planetarischen Wirkungen auf die Erde und deren Bewohner“.

Biodynamik nach Rudolf Steiner

Landwirte, Gutsbesitzer und Lebensmittelverarbeiter erhofften von Rudolf Steiner Anregungen zu einer Neuorientierung des Landbaus. Sie fanden, dass die Nahrungsmittel, mit denen sie täglich zu tun hatten, weniger gut schmeckten als die, die sie noch in der Kindheit genossen hatten. Beim Getreide und anderen Kulturen sei ein Nachlassen der Vitalität/Qualität zu bemerken. Dieses Gefühl des Qualitätsverlustes der Nahrungsmittel entstand in einer Zeit, in der sich die mineralische Stickstoffdüngung langsam für die Massenproduktion von Lebensmitteln durchsetzte.

Der Hof als individueller Organismus

Rudolf Steiner proklamierte, den landwirtschaftlichen Betrieb als möglichst geschlossenen Organismus zu betrachten – als biodynamisches Prinzip zu begreifen. Auf einem Bauernhof sollen nur so viele Tiere gehalten, wie sich mit eigenem Futter ernähren lassen. Dadurch wiederum liefern die Tiere ausreichend Dung, um die Pflanzen zu versorgen.

Steiner erklärte 1924, dass Landwirtschaft mit dem ganzen Kosmos zusammenhinge. Alles ist miteinander verbunden: Gezeiten, die Sonne, der Mond, eben das gesamte Planetensystem. Steiner ermunterte die staunenden Zuhörer, seine Erkenntnisse nicht einfach zu glauben, sondern sie zu erforschen und in der Praxis zu erproben. Genau damit begannen die erfahrenen Praktiker unverzüglich. Für ihre Produkte wählte die Gruppe, die sich zum Versuchsring anthroposophischer Landwirte zusammenschloss, schon vier Jahre später den Namen der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. Das ist der Anfang der Biodynamik.

Biodynamische Präparate sind Pflichtprogramm

Der Mensch nimmt Substanzen aus der Natur. Er setzt diese natürlichen Kräften aus, um sie dann in veränderter Form der Natur wieder zurückzuführen. Solche „biodynamischen Präparate“ sind  Heilmittel für die Erde. So werden Kompostpräparate aus Brennnessel, Schafgarbe, Kamille, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian erzeugt.

Um den Kompost im Sinne von Biodynamik herzustellen, vergräbt man die Pflanzen in tierischen Organhüllen wie Schädel, Horn, Darm oder Blase über mindestens ein halbes Jahr im Boden. Danach geht das Ganze in den Mist. Dadurch entsteht ein besonders wertvoller Kompost. Beim so erzeugten Kompost wird eine ausgleichende, harmonisierende Wirkung beobachtet: Bei zu viel Nährstoffangebot senkt der Kompost die Erntemenge, bei suboptimalen Bedingungen steigert er Qualität und Ertrag.

Quelle Demeter

Kompost – Quelle Demeter

Das Hornmist-Präparat soll eine hohe Aktivität der Bodenlebewesen, einen hohen Gehalt an Biomasse und die ausgeprägte Verwurzelung der Pflanzen bewirken. Die Wirkung des Hornkiesel-Präparates kann am besten mit einem sonnigen, warmen Sommertag verglichen werden. So beobachten es besonders Gärtner, Obstbauern und Winzer.

Rein analytisch zeigt sich, dass die Haltbarkeit von Lagergemüse verbessert wird. Nitratgehalte reduzieren sich, Zucker- und Vitamingehalte werden gesteigert. Infolgedessen begünstigt dies wiederum positiv das Aroma. Der Biodynamiker sieht den Boden als das Verdauungsorgan der Pflanzen. Er gibt dem Boden das zurück, was die Pflanze ihm für ihren Wuchs entzogen hat. Dadurch schließt er den Kreislauf der Natur.

Unabhängig davon, wie man zu Steiner oder Spiritualität steht, bieten viele biodynamischen Erzeugnisse im Gegensatz zu unserer industriellen Nahrungskultur eine ausgeprägte Eigen-Aromatik. Der Verzicht auf Chemie oder genmanipuliertes Saatgut, die Bewirtschaftung im Einklang mit der Natur schützt und bewahrt nicht nur, sondern befördert auch unseren Geschmack.

Zertifikat Demeter

Die Verwendung des Demeter-Logos wurde – im Gegensatz zu Kennzeichnungen wie Bio oder Öko, welche bis 1992 keiner Regelung unterworfen waren – schon seit seinem Bestehen kontrolliert. Es darf nur durch Vertragspartner genutzt werden, die sich während des gesamten Anbau- und Verarbeitungsprozesses an die Richtlinien des Demeter-Bundes halten. Diese erfüllen alle Auflagen der staatlichen und jährlich durchgeführten EG-Bio-Kontrolle nach der EG-Öko-Verordnung. Darüber hinaus gehören homöopathie-ähnliche Methoden zur Demeter-Landwirtschaft. Inhaber der Marke Demeter in Deutschland und vielen weiteren Ländern ist der „Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise“.

Weiterführende Informationen zu Biodynamik: www.demeter.de

(Birgit Puck)